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Kapitel 2

Lessons Learned

Lessons Learned: Corona und digitale Fördermaßnahmen in Schleswig-Holstein

Die Pandemie hat die Kultureinrichtungen in Schleswig-Holstein zur digitalen Transformation gezwungen, wobei anfängliche Unsicherheiten durch Experimentieren und Kollaboration überwunden wurden. Erfahrungen aus Fördermaßnahmen während dieser Zeit führten zu neuen digitalen Strategien, obwohl Ressourcen und Fähigkeiten eingeschränkt blieben. Eine zentrale Plattform soll zukünftig die Zusammenarbeit fördern, um die digitale Transformation weiter voranzutreiben und die Kommunikation mit Zielgruppen zu stärken.

Zielstrukturen und Lösungen entwickeln sich in der digitalen Transformation erst nach und nach. Dieser oftmals beim Start der Befassung noch unklare Soll-Zustand erfordert bei der Erstellung des Digitalen Masterplans, dass Raum für Experimente und vor allem für den Austausch von Ideen und Erfahrungen sowie Kollaborationsräume der Kulturakteure mitgedacht werden. Die Phase der Pandemie und die recht schnell notwendigen, in ihrer Wirksamkeit unterschiedlich ausgeprägten Maßnahmen der Digitalisierung wurden zu einem wichtigen Fundus an Erfahrungen, aber auch an Ideen zu neuen Vorgehensweisen. Diese Erfahrungen und Ideen wurden mit Vertretern und Vertreterinnen der Kultureinrichtungen Schleswig-Holsteins in drei Anhörungen zwischen 2023 und 2024 herausgearbeitet. In diesen Anhörungen wurden zugleich neue Technologien und erste Lösungen für das weitere Vorgehen vorgestellt und diskutiert.

2.1 Diskussionsprozesse zur Umsetzung der nächsten Schritte in der digitalen Transformation

Die Anhörungen konzentrierten sich auf folgende Themenschwerpunkte:

  1. Erfahrungen aus der Umsetzung der Digitalisierungsmaßnahmen während der Pandemie;
  2. Notwendige Unterstützung bei der Umsetzung der digitalen Transformation;
  3. Neue Rollenbilder und Strategien für die Kultureinrichtungen in der digitalen Welt.

An den Anhörungen nahmen Vertreter und Vertreterinnen von Kultureinrichtungen, Kulturverbänden, der Kulturverwaltung sowie Vertreter und Vertreterinnen des ITVSH (IT-Verbund Schleswig-Holstein), der Fachhochschule Kiel und des Kulturkompetenzteams von Dataport teil. Darüber hinaus wurde eine Umfrage an weitere Kultureinrichtungen des Landes versendet und auf diese Weise zusätzliche Rückmeldungen eingeholt. Diese Umfrage zielte darauf ab, herauszufinden, welche digitalen Projekte die Institutionen erstens mit den Mitteln der Digitalförderungen der Corona-Phase durchgeführt haben und zweitens welche sie in den nächsten Jahren planen und welche digitalen Themen für sie dabei besonders wichtig sind.

2.2 Zusammenfassende Evaluierung der bisherigen Maßnahmen und der geplanten Projekte

Im Rahmen der bisherigen Fördermaßnahmen der digitalen Transformation der Kulturszene Schleswig-Holsteins, die vor allem durch die Phase der Corona-Pandemie bestimmt waren, lag der Fokus der Kulturinstitutionen auf der Stabilisierung bzw. Digitalisierung der bestehenden Prozesse und Strukturen. Zur Umsetzung von Maßnahmen der digitalen Transformation haben rund 70 Prozent der Kultureinrichtungen angegeben, dass Förderungen in den Aufbau der Datenbasis investiert wurden. Rund 40 Prozent hatten Fördermaßnahmen zur Entwicklung der Infrastruktur eingesetzt. Für Veranstaltungen und für die Vermittlung haben weitere 30 Prozent digitale Anwendungen umgesetzt, 30 Prozent auch jeweils für das Sammeln und Bewahren sowie für Aufgaben der Kommunikation (s. Abb. 1).;

Die Auseinandersetzung mit neuen Technologien förderte die Bereitschaft, sich mit diesen Lösungen weiter auseinanderzusetzen und auch neue strategische Optionen anzustreben. Das ergab die Umfrage. Die Möglichkeiten, diese Erfahrungen in neue Lösungen oder gar neue strategische Rollenbilder umzusetzen, wurden allerdings durch begrenzt vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten limitiert. Dies macht deutlich, dass das eigentliche Potential digitaler Transformation – eine zumindest teilweise Neupositionierung der Kultureinrichtungen im Verhältnis zur sich wandelnden Gesellschaft – bisher noch nicht ausgeschöpft wird.

Um die digitale Weiterentwicklung zu erreichen – so die Diskussion in den Anhörungen unter den beteiligten Kulturinstitutionen – ist eine engere Zusammenarbeit zwischen den Akteurinnen und Akteuren eine der Vorbedingungen: Nur so können Investitionen geteilt, Risiken minimiert und knappe Fähigkeiten besser genutzt werden (s. Abb. 2).

Ein Digitaler Masterplan muss eine derartig neue Kooperation ermöglichen, da die bisherigen Einzelförderungen kaum die notwendigen Synergien und den Zugriff auf geteilte Erfahrungen ermöglichen.

Ohne eine solche Vernetzung ist eine strategische Weiterentwicklung der schleswig-holsteinischen Kultureinrichtungen kaum denkbar.

In diesem Kontext wurde die Notwendigkeit einer gemeinsamen Plattform diskutiert, die einen Kooperationsraum für die Kultureinrichtungen aufweisen (Business-toBusiness) als auch eine umfassende Darstellung des Kulturangebotes in SchleswigHolstein gegenüber den Nutzenden ermöglichen sollte (Business-to-Consumer). Diese Plattform wird die weitere Umsetzung digitaler Technologie zeitgemäß vereinfachen, da hier Synergien zwischen einzelnen Kultureinrichtungen bei der Beschaffung als auch Umsetzung möglich gemacht werden (z.B. gemeinsamer Einkauf oder Leihe von Technologie, gemeinsame Nutzung von Umsetzungsressourcen, Teilen von Arbeitsergebnissen und Erfahrungen).

Nach ihren Zukunftsprojekten gefragt, verfolgen eine Mehrzahl der befragten Kultureinrichtungen in Anbetracht der vergleichsweise knappen Ressourcen auch weiterhin Projekte der Infrastruktur und des Aufbaus der Datenbasis (jeweils mehr als 50 Prozent). Auffällig ist, dass die Kommunikation mit Zielgruppen prioritär wird – mehr als 70 Prozent gaben dies in der Befragung an (s. Abb. 3).

Zusammenfassend zeigen diese Entwicklungen, dass digitale Projekte in SchleswigHolstein zunächst vor allem darauf abzielen, digitale Grundlagen und Voraussetzungen zu schaffen und noch selten in der eigentlichen kulturellen Produktion stattfinden – also etwa bei der Entwicklung und Vermittlung von Kunst und Kultur. Um ein Beispiel aus dem Bereich kulturelles Erbe heranzuziehen: Zunächst müssen Artefakte in Datenbanken archiviert und indexiert werden, um in einem zweiten Schritt in virtuellen Ausstellungen bzw. Applikationen gezeigt werden zu können.

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Kapitel 3
Ausblick auf den digitalen Entwicklungspfad: Neue Technologien, Orte und Rollen

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